Freitag, 16. Juni 2017

Magic cleaning - eine Buchrezension

Das Buch war mir zufällig begegnet - auf irgendeinem Blog, wo es um die Unordnung im Nähzimmer oder um das Ich-habe-zu-viel-Stoff ging. Das ist ja ein Thema, das mich dieses Jahr sehr beschäftigt. Und dann war da plötzlich dieses Buch...


Marie Kondo ist Japanerin und beschäftigt sich schon ihr Leben lang mit Aufräumen. Als Kind war es ihre liebste Beschäftigung, Dinge in Behältnisse zu verstauen, auf- und der Familie hinterherzuräumen. In der ersten Zeit hat sie sich mit Ordnungssystemen beschäftigt, in die man seine Eigentümer verstauen kann, bis sie plötzlich wie vom Blitz getroffen erkannt hat, dass das nichts nützt, weil man sein Zuviel an Gegenständen damit nur aus dem Blick schafft, aber nicht Ordnung in seinem Leben. Aus dieser Erkenntnis heraus entstand die sogenannte Konmarie-Methode, die von ihr inzwischen weltweit gelehrt wird. Frau Kondo verdient tatsächlich ihr Geld mit Aufräumen, das fand ich schon mal interessant. Das Wesentliche daran ist, dass man ERST Entrümpeln muss, um DANN aufzuräumen. Als mögliches "Ordnungssystem" empfiehlt sie übrigens die mir sehr sympathischen Schuhkartons...:-)
Zum Buch:
Zu Beginn erklärt Marie Kondo Sinn und Unsinn verschiedener Methoden, Ordnung ins Chaos zu  bringen. In wunderbar kleinen Kapiteln mit einer tollen Randmarkierung folgt dann eine "Beratung" zur Entrümpelung einmal quer durch's Haus.


Marie Kondo empfiehlt die Entrümpelung von Leicht (Kleidung, Schuhe, Taschen, Bücher, Haushaltswaren) zu Schwer (Schreibtisch, persönliche Unterlagen, Erinnerungsstücke). Das leuchtet ein, obwohl für mich persönlich zum Beispiel das Entrümpeln von Büchern nicht leicht ist. Aber das ist eher ein individuelles Problem.
Die entscheidende Frage, ob ein Gegenstand bei mir bleibt oder nicht, sei die Frage nach dem Glück, sagt Frau Kondo. Macht mich der Gegenstand glücklich? Empfinde ich Freude, wenn ich ihn in die Hand nehme? Um diese Entscheidung treffen zu können, muss ich JEDEN Gegenstand in meinem Haus in die HAND nehmen. Das fand ich im ersten Moment auch recht mühsam und überflüssig, aber beim Austesten hat sich mir der Sinn dieser Idee sehr schnell erschlossen und ich wusste auch sehr schnell, dass selbst Besteckteile mich glücklich machen können - oder eben nicht.
Was mir schon beim Lesen des Buchs aufgefallen ist (und sich beim tatsächlichen Entrümpeln dann bestätigte), ist ihr in meinen Augen leichtfertiger Umgang mit den Ressourcen dieser Erde. Es ist immer nur von "Müllsäcken" die Rede. Wenn man das so macht, ist man natürlich deutlich schneller, als wenn ich für jeden aussortieren Gegenstand eine sinnvolle Nachnutzung suchen möchte.
Frau Kondo schreibt, dass man diese Entrümpelung in einem Rutsch erledigen soll. Natürlich nicht an einem Tag, aber konsequent einmal durch den ganzen Hausstand. Das macht in Verbindung mit der Idee, nicht Zimmer oder einzelne Schränke zu entrümpeln, sondern Kategorien von Gegenständen echt Sinn. Anfangs kam es mir überflüssig vor, alle Gegenstände einer Kategorie an einem Ort zu versammeln, um sich dann zu entscheiden, was man behalten wird. Aber spätestens bei meiner Aktion zur Kategorie Schuhe hatte ich das verinnerlicht! Ich habe während meiner Aussortierungen immer wieder gestaunt, an wie vielen verschiedenen Orten in unserem großen Haus sich Gegenstände einer Kategorie befanden. Putzmittel, zum Beispiel, waren da ganz schlimm! Je mehr Orte umso weniger Durchblick, war eine ganz klare Erkenntnis!
Beim ersten Lesen angeeckt bin ich auch an Marie Kondo's Bescheibung im wertschätzenden Umgang mit ihren Dingen. Dem konnte ich im ersten Moment überhaupt nicht folgen. Aber nach und nach konnte ich bei mir selbst beobachten, dass ich die glücklichmachenden Dinge mit ganz anderen Augen sehe als vorher. Die Schuhe, die ich abends ausziehe, bekommen einen wertschätzenden Gedanken, die schöne Bettwäsche, die ich mag, bekam bei Aufziehen sofort einen fehlenden Knopf ersetzt (hätte ich früher niemals gleich gemacht!). Überhaupt stand plötzlich das Thema Reparieren/Pflegen im Raum. Ich habe viele Sachen in der Hand gehabt, die irgendwie kaputt, angeschlagen, schlechtgängig, schmutzig, löchrig waren. Hopp oder Top? Ich kann ja nix wegwerfen - das hat sich mit der Lektüre dieses Buchs nicht geändert. Also geht nur Reparieren/Pflegen. Bei der Betrachtung meiner Schuhe habe ich tatsächlich meine Gartenschuhe geputzt! Auch die sollen mich noch lange begleiten. Gartenscheren wurden gefettet und Löcher in Shirts repariert...
Zum Umgang mit Kleidung publiziert Marie Kondo eine interessante Methodik - das senkrechte Aufbewahren von Kleidungsstücken. Zur Falttechnik gibt es bei Youtube nette Videos, z.B. dieses hier. Ebenfalls dort gefunden habe ich verschiedene Erfahrungsberichte, von denen mir besonders dieser hier realistisch und praktikabel erscheint.
In manchen Entscheidungen ist mir Marie Kondo zu dicht am Minimalismus verortet. Nein, ich werfe nicht jede Rechnung weg. Und ich behalte auch alle Bedienungsanleitungen der technischen Geräte. Im Umgang mit Unterlagen sind wir hier vielleicht zu sehr im deutschen Bürokratismus verhangen, ich komme jedenfalls nicht mit nur 2 Ordnern und einer Ablage für "Unerledigtes" aus. Ich will auch nicht zwischen leeren Bücherregalen leben oder vor kahlen Wänden, weil ich die Bücherregale verschenkt habe. Das würde mich nicht glücklich machen. Aber die Beschäftigung mit der Konmarie-Methode hat mir echte Aha-Erlebnisse verschafft. Endlich.


Jedes Ding braucht ein Zuhause.
Jede Kategorie nur an einem Ort.
Sich nur mit schönen/geliebten/funktionierenden Dingen umgeben.
Der Papierflut im Haus nicht die Chance zur Ausbreitung geben.


Ob das Aufräumen nach dieser Methode nun "Magic" ist oder nicht - mir hilft es unendlich, wieder den Überblick über das zu gewinnen, was ich besitze, mein Eigentum anders wahrzunehmen und wertzuschätzen und hoffentlich bald abends tatsächlich in ein Zuhause zu kommen, wo nicht überall etwas herum liegt.... Und wenn ich anfangs nicht geglaubt habe, dass das gute Gefühl ein Dauerzustand werden könnte, so muss ich, auch wenn ich noch lange nicht mit allen Kategorien "durch" bin, sagen - es funktioniert tatsächlich. Eine wirklich empfehlenswerte Lektüre für jeden, der glaubt, um ihn herum herrscht immer Unordnung und er besitzt zu viel. Der Dauerzustand wird eine Lebensaufgabe sein, insbesondere weil ich hier nicht allein lebe und nicht jedes Familienmitglied Marie Kondo gelesen hat. Aber: ich bin stolz und zufrieden! Und es ist etwas passiert, mit dem ich nie, nie gerechnet hätte: die Menschen um mich herum beginnen aufzuräumen! Das scheint ansteckend zu sein wie Gähnen... :-)


PS: Ich bekomme weder von Marie Kondo noch vom Verlag Tantiemen. Diese Rezension gibt nichts als meine eigene Meinung wider.
PPS: Wer mehr über die Details meiner persönlichen Entrümpelungsaktion lesen möchte, kann das unter dem Label "Entrümpeln" auf diesem Blog gern tun.

9 Kommentare:

  1. Liebe Valomea, sehr aufmerksam habe ich deine Erfahrungen mit dem Buch von Marie Kondo (oder umgekehrt) gelesen und muß dir sagen, dass du ja so sehr recht hast. Auch bei mir ist es schon lange her als meine Schwester mir das Buch geliehen hat, weil sie mal darüber gestolpert war. Und das war für mich der Aha- Effekt. Ich kann nicht nachvollziehen, wie oft ich mir seitdem die Frage gestellt habe."Macht mich das, was ich vorhabe, glücklich?" Und diese Frage bezieht sich nicht nur auf das Kaufen oder Aufräumen, auch so, im Alltag. Ich hatte auch angefangen, mich von Ballast zu befreien- und siehe da, es funktioniert wirklich. Auch wenn ich nicht so konsequent wie du gewesen bin. Aber beibeghalten habe ich sehr, sehr vieles. Nur in meinem Kreativbereich ist (noch) kein durchschlagender Erfolg zu verzeichnen. Leider. Sei herzlich gegrüßt von Rela

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  2. Hallo Valomea, ich kann ziemlich gut wegwerfen (im Gegensatz zu meinem Mann :-((( ), aber ich bin immer auf der Suche nach sinnvollen Ordnungssystemen. Dabei bin ich auch auf ein tolles Buch gestoßen:
    "Platz schaffen: Wie Sie Ihr Zuhause optimal organisieren"
    von Toni Hammersley. Da arbeite ich mich jetzt so nach und nach durch, und obwohl ich wie gesagt gut wegwerfen kann (abgesehen von Büchern, Stoffen und Wolle), fliegt jetzt doch noch mal so einiges raus oder wird endlich ersetzt. Ich kann also deine Begeisterung gut nachvollziehen! Weiterhin viel Spaß beim Räumen!
    LG Christiane

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  3. Hallo Valomea,
    deine Begeisterung für diese Aufräum-Methode und dein Entrümpeln kann ich sehr gut verstehen. Bedeutet doch Aufräumen und Entrümpeln auch eine Erleichterung für die "Seele". Zumindest bei mir ist das so. Aufgeräumt zu haben gibt mir immer ein leichtes und zufriedenes Gefühl. Trotzdem muß wohl jeder für sich selbst entscheiden, wie viel Entrümpeln und Aufräumen er braucht.
    Dabei versuche ich auch immer Sachen wieder zu verwenden, zu verwerten,zu reparieren oder zumn weiteren Gebrauch weiter zu geben. Wegwerfen ist immer nur die allerletzte Option, wegen der Ressourcen etc.
    Lt. Statistik besitzt jeder Deutsche (inkl. Babys und Kinder) durchschnittlich 10 000 Gegenstände. Das finde ich selber tatsächlich sehr viel (aber alleine nur meine Nadeln gehen ja in den 3-stelligen Zahlenbereich, oder?)
    Weiterhin viel Erfolg beim Ausrümpeln wünsche ich und ein schöneds Wochenende
    LG Doris :o)

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  4. Dann bin ich nur froh, daß in diesem Buch nicht das Kapitel zur Mensch-Entsorgung drin ist, oder kommt das noch? Sonst müßte man eventuell den Mann entsorgen... oder wird gar selbst entsorgt?

    Schön, wenn es Dir gefällt, von allem aber nur Glück erwarten, finde ich sehr schwer und ein wenig zuviel verlangt. Zufriedenheit ist doch auch schon eine große Menge, die die meisten Menschen auch nicht alltäglich erfahren. Aber jedem so, wie es ihm/ihr am meisten hilft. Und Du scheinst jetzt sehr glücklich zu sein, was ich Dir von ganzem Herzen echt gönne.

    Nana (ich glaube aber, daß Nadeln ein Stück sind!)

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  5. Hej valomea,
    ich glaube wohl nicht, das ich es schaffe, mich in das Buch zu vertiefen, aber es klingt wahnsinnig schlüssig und interessant. Meine Bücher machen mich auch glücklich, vielleicht ja nicht alle. Aber Bücher wegschmeissen geht gar nicht... Ich habe noch deutsche kinderbücher- aber was damit machen hier in dänemark? fürs altpapier, neee das geht gar nicht! so lagern sie in kisten und belasten mich eigentlich, weil ich es so schade finde. verkaufen kann ich sie auch nicht, noch nicht mal weggeben :0( Entrümpeln ist notwendig, auch aufräumen, sonst verliert man die innere balance, aber die richtige methode zu finden ist wahnsinnig schwer! schöner post! Ganz LG aus Dänemark, Ulrike :0)

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  6. Ein Buch über Aufräumen? Ich glaube ich würde es nicht bis zu Ende lesen, denn es ist ein lästiges Thema (für mich). Ja, man muss zwischendurch mal aufräumen aber Sachen wegwerfen? Ich kann das nicht. Notfalls in den Keller oder auf den Dachboden bringen. Aus den Augen aus dem Sinn aber bei Bedarf wieder greifbar. Die Müllberge die entstehen würden wenn jeder "ungeliebtes" wegwerfen würde mag ich mir gar nicht vorstellen. Es geht uns einfach zu gut wenn wir Sachen zum Wegwerfen haben.
    Allerdings die Sache mit der Wertschätzung und Pflege leuchtet mir ein. Bei mir bekommt die Bettwäsche auch nicht sofort den fehlenden Knopf angenäht und liegt dann schon mal längere Zeit im Flickkorb. Genau wir löcherige Kleidung. Das wäre für mich ein Ansatzpunkt mit dem "Aufräumen" anders umzugehen. Ich werde in mich gehen und meinen Flickkorb einbeziehen.
    Danke für Deine Rezension - ich werde dieses Buch nicht lesen. Deine Aufräum-Posts sind um einiges unterhaltsamer und regen mich zum Nachdenken an.
    Liebe Grüße, Inge

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  7. Ich kann deine Begeisterung absolut nachvollziehen. Vor Jahren habe ich ein Buch über Haushaltsführung gelesen (einfach besser - besser einfach von Bianka Bleier) ich putze noch nach dem System, das ich mir damals angeeignet habe. Meine Tochter wollte das Buch, bevor sie sich verheiratete..... Es gibt wirklich Menschen, die schreiben Bücher und machen einem glücklich damit!
    Ich muss mir dein Buch mal näher ansehen... Deine Entrümpelung verfolge ich ja mit offenem Mund!
    Herzlichst
    yase

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  8. Eine ehrliche und aufschlussreiche Rezension. Deine Disziplin hat auf mich beim Verfolgen erreicht und ich frage mich nun immer mal wenn ich dies oder das in der Hand halte, ob es mich glücklich macht. Ein paar Schrankfächer bin ich auch mit diesem Gedanken im Kopf durchgegangen und habe ein paar Sachen raus. Alleine dieses Prinzip empfinde ich als nützliche Hilfe, das Buch vermisse ich nicht, denn dann müsste ein anderes den Platz dafür frei machen.
    Auch ich denke: einfach weg schmeißen ist leicht, eigentlich beginnt es beim Anschaffen. Jeder trifft seine Entscheidungen und hat andere Prioritäten und Vorlieben zur Wertschätzung von Dingen.
    LG Ute

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  9. Dieses Buch hatte ich im letzten Jahr gelesen und die Umsetzung an meine eigenen Bedürfnisse und örtlichen Gegebenheiten angepasst. Vieles lief bereits gut, aber geblieben sind die stehenden Socken, meine Nachbarin hingegen stellt seit der Lektüre auch ihre T-Shirts und Hemden hin. Sie findet es praktisch, bei mir geht es räumlich überhaupt nicht.

    Zum Glück sind diese Bücher auch immer nur Empfehlungen, und eine nette Lektüre alle mal :-)

    Voraussetzung für alles: die Bereitschaft :----P
    Aber die ist bei dir ja unverkennbar!

    Herzliche Grüße
    Lehmi

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